" Seit Anfang September habe ich regelmäßig bei „Train of Hope“ am Wiener Hauptbahnhof gearbeitet, wo Freiwillige die Versorgung von ankommenden Flüchtlingen übernehmen. Ich habe dort viele besondere Geschichten erlebt, und eine davon erzähle ich nun:
Wie jeden Freitag bin ich nach der Schule zu Train of Hope gegangen. Ich war zur Spendenannahme eingeteilt. Es kamen erstaunlich viele Menschen um Spenden vorbei zu bringen. Unter anderem eine ältere Dame, sie brachte Spielsachen, darunter auch zwei Lauflernautos für Kleinkinder. Die Abteilungsleiterin bat mich darum, diese gleich in die Kinderecke, ganz am anderen Ende der langen Halle, zu bringen. Es war eine kalte Halle, nicht nur die Temperatur, sondern auch die Farben der Wände waren kühl, blau und grau. Obwohl ich schon sehr oft bei Train of Hope geholfen hatte, war ich noch nie in der Kinderecke.
Foto: Train of Hope (c)
Seitlich, an den Wänden der Halle, lagen überall Familien mit Kindern, die meisten davon am Boden. Nur manche hatten das Glück Feldbetten zu haben. Kurz bevor ich zur Kinderecke kam, bemerkte mich ein kleines Mädchen. Sie war etwa drei Jahre alt, und kam sofort auf mich zu. Sie hatte große dunkelbraune, fast schwarze, Augen. Diese Augen waren voller Hoffnung und Freude. Inmitten all der erschöpften Menschen strahlte das Mädchen eine Wärme aus, die mir unter die Haut ging. Ich gab ihr eines der Autos und dachte, sie würde es nehmen und gehen. Aber sie blieb stehen und sah mich, mit ihren großen Rehaugen, an.
Ich ging in die Knie, sodass ich ungefähr so groß war wie sie. Das Mädchen hatte ein Päckchen Süßigkeiten in der Hand. Langsam holte sie eines davon heraus und bot es mir an. Ich lächelte und nahm die Süßigkeit entgegen. Das Mädchen lachte und schloss mich in ihre Arme. Erst jetzt nahm die Kleine das Auto an und lief damit zurück zum Schlafplatz ihrer Eltern. Das andere brachte ich wie vorgehabt in die Kinderecke. Dort befanden sich sehr viele Kinder, sie spielten hier miteinander. Alle wirkten glücklich und zufrieden. Ich musste an das denken, was alle diese Kinder durchgemacht hatten. Sie hatten ihre Heimat, Freunde und Familien verlassen müssen. Viele von ihnen hatten Verletzungen davongetragen, sie hatten bis zur Erschöpfung laufen müssen. Ich hatte hier schon viele wundgelaufene Füße gesehen. Sie alle hatten NICHTS und trotzdem waren sie glücklich. Sie schauten nach vorn, und dafür bewunderte ich sie.
Text: Kalliope Fudulakos Schülerin des 3. Jahrgangs Modedesign in der Herbststraße
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